Wenn Sie wirklich eine Fülle von Schönheit auftanken möchten, sollten Sie sich auch die Galerie für Moderne Kunst ansehen, die gut dreißig Säle der gesamten zweiten Etage des Palastes einnimmt. Es erwartet Sie hier eine der bedeutendsten und umfassendsten Sammlungen der italienischen Malerei des 19. Jahrhunderts, vor allem dank der Werke der „Macchiaioli“, jener toskanischen Künstler, die eine der innovativsten Spitzen bilden, mit denen sich die italienische Kunst an die Moderne richtete.
Auch hier können Sie die gelungene Beziehung zwischen „Behälter“ und „Inhalt“ bewundern: Die Räume wurden in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit Fresken, Stuck und Möbeln aus jener Zeit eingerichtet und stellen somit eine perfekte Kulisse für die Kunstwerke dar.
Auch hier sollten Sie genau wie in der darunterliegenden Palatina-Galerie versuchen, vor den auf mehreren Reihen angeordneten Gemälde nicht schwindelig zu werden: Ich empfehle Ihnen auch die hervorragenden didaktischen Materialien, die in jedem Saal zur Verfügung stehen.
Ihr chronologischer Rundgang beginnt mit den Bewegungen des frühen 19. Jahrhunderts, vom Neoklassizismus über den Purismus bis hin zur Romantik. Aber wenn Sie sofort das Herz des Museums sehen möchten, können Sie direkt in den Saal 17 gehen, wo die Werke der „Macchiaioli“ beginnen. Die Bewegung entstand nach der Mitte des 19. Jahrhunderts in Florenz und entwickelt sich dann in Livorno und in der Maremma. Sie ging von dem Galeristen und Kunstkritiker Diego Martelli aus, der zwischen Florenz und dem Paris der Impressionisten hin und her fuhr: Sie finden ihn hier auf einem Portrait von Federigo Zandomenghi. Unter den bedeutendsten Macchiaioli empfehle ich Ihnen den feinfühligen Silvestro Lega, den kraftvollen Landschaftsmal Terelemaco Signorini und vor allem Giovanni Fattori, die wahre Seele der Gruppe. Fattori befasst sich zunächst mit einem aktuellen Thema, nämlich den Kriegen für die Unabhängigkeit Italiens, aber seine Bilder sind frei von Rhetorik und statt heldenhafter Szenen beklagt er die Brutalität des Krieges. Sehen Sie zum Beispiel Lo Staffato, ein Meisterwerk das einem Goya würdig ist. Sie sehen darauf ein scheu gewordenes Pferd mit einen aus dem Sattel geratenen Soldaten, das ihn hinter sich herschleift, wobei eine grausige Blutspur auf dem Boden hinterlassen wird. Nach dem Risorgimento wendet sich Fattori intimeren Themen zu: Landschaften, Portraits und Szenen aus dem täglichen Leben, wie zum Beispiel die kleine und wunderschöne Tafel mit La Rotonda dei bagni Palmieri.
NEBENBEI: Die „Macchiaioli“ argumentierten, dass man für ein Abbild vom Original einen mit Rauch geschwärzten Spiegel verwenden sollte, um die Farben und die Hell-Dunkel-Effekte des Modells zu betonen. Man nannte dies die „Technik des schwarzen Spiegels“.