An den drei geringeren Fassaden, die auf die Toledo-Straße, die Santa-Brigida-Straße und die Verdi-Straße ausgerichtet sind, können Sie zahlreiche dekorative Stuckdetails bewundern. Nun aber bitte ich Sie, den Eingang zu überschreiten, um die spektakuläre und harmonische Architektur im Innern dieser Konstruktion zu entdecken, die stark an die Mailänder Galerie Vittorio Emanuele II erinnert, der erste König von Italien und auch der Vater von Umberto I. Übrigens ist das Königspaar Umberto und Margherita mit besonderer Zuneigung in vielen neapolitanischen Traditionen in Erinnerung geblieben: Die berühmte Pizza „Margherita“ hat ihren Namen von der Königin und ihr zu Ehren wurde zum ersten Mal Mozzarella hinzugefügt, und nicht nur des guten Geschmacks wegen, sondern auch um mit den Zutaten die Farbe der italienischen Flagge darzustellen!
Gehen Sie gleich zum großen Achteck in der Mitte, das von der Kreuzung der beiden Hauptkorridore gebildet wird, und betrachten Sie die Mosaiken auf dem Boden, die die Windrichtungen und die Tierkreiszeichen darstellen, und dann die eleganten Gebäude in der Galerie, in deren ersten beiden Etagen sich Modegeschäfte und Restaurants befinden, und schließlich das faszinierende Gewölbe aus Glas und Eisen.
An den Seiten der vier halbkreisförmigen Fenster der Kuppel können Sie acht weibliche Figuren aus Kupfer sehen, und wenn Sie ganz genau hinsehen, können Sie in der Mitte der Fenster auch den Davidstern erkennen. Sie werden sicherlich überrascht sein zu erfahren, dass in diesem Gebäude früher ein Sitz der Freimaurerei untergebracht gewesen ist: Die meisten der Dekorationen und auch die Struktur spielen mehr oder weniger explizit auf diese Gesellschaft an, als ob die Galerie ein mysteriöser Tempel für Eingeweihte wäre.
Ich möchte Sie auch auf die Kirche Sankt Brigida hinweisen, die direkt an diese Galerie angebaut ist. Sie wirkt von außen recht unscheinbar, hält aber einen Innenbereich in fantastischem Barock bereit und ist reich an hervorragenden Gemälden. Hier finden Sie das Grab eines der größten Maler der neapolitanischen Schule, Luca Giordano, der in den ersten Jahren des 18. Jahrhunderts gestorben ist, sowie einige seiner Gemälde, darunter die Fresken in der Kuppel mit der Glorie von Sankt Brigida.
NEBENBEI: Die Galerie Umberto I war auch das „Königreich“ der nunmehr verschwundenen „Sciusciá“, der dialektalen Form, die im Zweiten Weltkrieg aus dem englischen Wort Shoeshine für Schuhputzer entstanden ist. Die Schuhputzer waren nämlich Kinder, die sich ein bisschen Kleingeld verdienten, indem sie die Schuhe der Offiziere und Soldaten der Alliierten putzten. Genau diese Kinder sind die Protagonisten des berühmten Films Schuhputzer von Vittorio de Sica, der im Jahr 1947 mit einem Oscar ausgezeichnet wurde und von ihrer Armut und Kriminalität erzählt.