Die Sansevero-Kapelle ist einer der geheimnisvollsten Orte in Neapel!
Zunächst ein kurzer Abriss ihrer Geschichte: Im Jahr 1749 begann Raimund von Sangro, der Prinz von Sansevero, mit der Neugestaltung des Mausoleums der Familie, das „Pietatella“ oder „Sankt Maria della Pietà“ genannt wurde und vom Ende des 16. Jahrhunderts stammte. Der Prinz war ein leidenschaftlicher Fan der Alchemie, ein Großmeister der Freimaurer und Forscher und hat die Kapelle nicht nur neugestaltet. Vielmehr verwandelte er diesen Ort der Bestattung in eine Werkstatt geheimnisvoller Erfindungen.
Noch heute ist die Kapelle vor allem wegen der eindrucksvollen Skulpturen an den Sockeln der Säulen berühmt, die sich mit den Grabmälern in den Seitennischen abwechseln. Diese sind zwar als dynastische Kundgebungen gedacht, aber vielleicht auch und vor allem als die Zurschaustellung einer absoluten und innovativen künstlerischen Virtuosität. Prinz Raimund betreute tatsächlich mehr zwanzig Jahre lang jeden einzelnen Aspekt beim Bau der Kapelle. Er wählte persönlich die Bildhauer aus, gab die Themen vor, schlug Lösungen vor und auch die langen Merksteine, die die Statuen kommentieren, waren seine Idee. Ihm sind auch die geheimnisvollen chemischen Formeln für die Farben der Deckenfresken zu verdanken, für die tatsächlich noch nie eine Restaurierung oder Reinigung notwendig war und die sich bis heute wie neu erhalten haben.
Gleich beim Betreten der Kapelle haben Sie den Eindruck, sich in einer spektakulären Galerie von Marmorskulpturen zu befinden. Und in der Tat erwarten Sie hier nicht weniger als zehn große Statuen, die symbolisch für die „Tugenden“ der Gemahlinnen von zehn Vorfahren des Prinzen stehen.
Unmittelbar über der Eingangstür finden Sie das Grab des Cecco von Sangro, eines Soldaten, der aufgrund seiner in der Schlacht erlittenen Verletzungen für tot gehalten worden war. Aber als er schon im Sarg lag, erholte er sich plötzlich, stieg aus dem Sarg und schlug die entsetzten Feinde in die Flucht. Die Skulptur stellt tatsächlich den „auferstandenen“ Prinzen dar, der wütend seinem Grab entsteigt. Derselbe Meister hat auch den Hauptaltar der Kapelle mit der Gruppe der Grablegung Christi geschaffen.
NEBENBEI: Raimund von Sangro hat enorme Summen für die Dekoration der Familienkapelle ausgegeben. Als er das riesige Vermögen verbraucht hatte, begann er, immer größere Schulden zu machen. Er war schon fast pleite, als er schließlich von seinem ältesten Sohn gerettet wurde, der eine reiche Frau heiratete. Und so konnte er dank der Mitgift der Schwiegertochter seine Schulden bezahlen!