TOLEDO-STRASSE

Zevallos-Palast

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Audio-Guide Länge: 3:04
Autor: STEFANO ZUFFI E DAVIDE TORTORELLA
Deutsch Sprache: Deutsch
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Sie sind nun fast an den „Spanischen Vierteln“ angelangt, die sich auf der linken Seite der Toledo-Straße an den Hängen des Hügels der Kartause von Sankt Martino befinden. Dieses enge und gleichmäßige Geflecht von überfüllten Straßen, das auch als „Montecalvario“ bekannt ist, entstand in der Mitte des 16. Jahrhunderts als eine Siedlung mit kostengünstigen Wohnhäusern, in denen die Soldaten der spanischen Garnison untergebracht waren. Hier finden Sie Neapel in seiner reinsten malerischen Form, mit den zum Trocknen aufgehängten Laken, dem unmöglichen Verkehr, dem extremen Dialekt und der warmherzigen Menschlichkeit.

Auf die Toledo-Straße ausgerichtet ist das auffällige Portal aus dem siebzehnten Jahrhundert des edlen Zevallos-Stigliano-Palasts, einem Werk von Cosimo Fanzago. Er wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts renoviert und in den Sitz einer Bank umgebaut, ist aber heute ein Museum.

Wenn Sie hereinkommen, um die prächtigen Sammlungen zu besichtigen, werden Sie feststellen, dass die große Halle im Erdgeschoss, mit den Bankschaltern in anmutigem Jugendstil zu Recht erhalten geblieben ist. Sie wurde seinerzeit gebaut, indem man den Innenhof mit Glasfenstern abdeckte.

Die Ausstellungsstücke stammen weitgehend aus der Kunstsammlung der Bank von Neapel und befinden sich in der ersten Etage. Ihr Rundgang beginnt mit einer guten Auswahl an neapolitanischen Malern des 17. Jahrhunderts. Es folgt eine Reihe von Ansichten der Stadt, die mit einem Meisterwerk von Caspar van Wittel eröffnet wird. Dann kommen ausgezeichnete Gemälde aus dem lokalen 19. Jahrhundert und zum Schluss finden Sie einen Saal, der dem großen neapolitanischen Bildhauer Vincenzo Gemito gewidmet ist, der auch ein großes Talent als Zeichner bewies.

Aber in diesem Museum können Sie vor allem ein absolutes Meisterwerk sehen: das Martyrium der Heiligen Ursula, das letzte Werk von Caravaggio. Als er es im Mai 1610 fertiggestellt hatte, wurde das Gemälde sofort auf dem Seeweg nach Genua geschickt; weniger als zwei Monate danach starb Caravaggio in Porto Ercole an der toskanischen Küste. Obwohl die Tradition erzählt, dass sich das Martyrium von Ursula zusammen mit vielen Gefährtinnen ereignete, finden Sie hier nur ein paar wenige Gestalten, die im Halbschatten zu verschwimmen scheinen. Die Ausführung ist schnell und flüchtig: Ein aus der Nähe abgeschossener Pfeil durchbohrt Ursula unter der Brust und sie scheint anstatt Schmerz eher Überraschung und Bitterkeit zum Ausdruck zu bringen. Beachten Sie, wie die Farben überall gedämpft sind und ins Graue und Braune tendieren, mit Ausnahme der roten Ärmel des Täters und des Mantels der Heiligen. In seiner entblößten Wesentlichkeit stellt dieses Gemälde den Endpunkt einer langen Betrachtung über den Sinn des Leidens, des Martyriums und des Todes dar.

 

NEBENBEI: Unter den im Zevallos-Stigliano-Palast ausgestellten Werken von Vincenzo Gemito empfehle ich Ihnen die schöne Statue des Wasserträgers: Bei der Verwirklichung hat der Bildhauer das Modell gezwungen, auf einem rutschigen Stein zu stehen, der mit Seife beschmiert war. Auf diese Weise war der Künstler in der Lage, den Ausgleich der Beine auf der Suche nach dem Gleichgewicht festzuhalten.

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