Willkommen auf der Piazza dei Cavalieri, dem zweiten historischen Zentrum von Pisa. Hier, neben bedeutenden Zivilgebäuden, erhebt sich auch die Kirche des Heiligen Stephan der Ritter. Gemeinsam erzählen sie die Geschichte dieses Platzes als Ort der Macht und der städtischen Repräsentation im Laufe der Jahrhunderte.
Im Mittelalter war der Platz als Platz der Sieben Wege bekannt, da von hier die wichtigsten Straßen der Stadt abzweigten. In diesem Bereich konzentrierten sich die politischen und bürgerlichen Funktionen, und die Organe der Stadtregierung tagten in den Gebäuden rund um den Platz, wie im Palast der Ältesten, dem Kern des alten Stadtregiments.
Im 16. Jahrhundert änderte sich alles. Nach der Eroberung durch die Florentiner im Jahr 1406 geriet Pisa unter die Herrschaft der Medici. Cosimo I. de’ Medici beauftragte Giorgio Vasari, die Piazza dei Cavalieri als Bühne der neuen großherzoglichen Macht umzugestalten. Ab 1561 wurde der Bau über Jahrzehnte fortgesetzt und formte den Platz nach den Prinzipien der Renaissance.
Die Umgestaltung war eng mit der Gründung des Ritterordens des Heiligen Stephan verbunden, einer Institution, die Cosimo I. zum Schutz der toskanischen Küsten und Handelsrouten ins Leben rief. Von diesem Zeitpunkt an erhielt der Platz das Erscheinungsbild, das wir heute sehen: der Palast der Karawane als Repräsentationssitz des Ordens, die Kirche des Heiligen Stephan der Ritter als Ordenskirche und der Palast der Uhr, der mittelalterliche Türme in seine Struktur integriert. Dies markiert den sichtbaren Übergang von der kommunalen zur großherzoglichen Stadt.
Heute hat der Platz eine neue, aber seiner Geschichte treu gebliebene Funktion als geistiges Zentrum: Der Palast der Karawane beherbergt die Scuola Normale Superiore, eine zu napoleonischer Zeit gegründete Hochschule, die zu den renommiertesten Universitäten Italiens zählt.
Zur Orientierung: Wenn Sie vor der Kirche des Heiligen Stephan der Ritter stehen, sehen Sie gegenüber den Palast der Karawane. Folgen Sie dem Platzrand weiter, und Sie erkennen bald den Palast der Uhr, mit seinem zentralen Bogen und dem Uhrzifferblatt über dem Tor, das die alten Türme in das Gebäude einbindet.
Ich verabschiede mich mit folgender Kuriosität von Ihnen:
Der Palast der Karawane erhielt seinen Namen von den „Karawanen“ des Ritterordens des Heiligen Stephan – so nannte man die verpflichtenden Seefahrten, die jeder Ritter als Dienst gegen die Piraterie absolvieren musste. Der alte mittelalterliche Palast der Ältesten, von Vasari umgestaltet, wurde zum Ausbildungszentrum, von dem aus die Ritter zu ihren „Karawanen“ aufbrachen. Wenn Sie vor der Freitreppe stehen, achten Sie auf das reiche symbolische Programm: Medici-Wappen, allegorische Figuren und dekorative Reliefs erinnern an die militärische und institutionelle Bedeutung dieses Platzes.
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