In der Erwartung, das erste Gemälde des Zyklus, das von den Auftraggebern zurückgewiesen wurde, neu anzufertigen, schuf Caravaggio im Jahr 1600 die seitlichen Gemälde der Contarelli-Kapelle, die eine epochale Wende in der Geschichte der Kunst darstellen.
Beginnen Sie bei dem Gemälde, das er zuerst malte, bzw. beim Martyrium des Hl. Matthäus; Die Szene spielt in einer Kirche und stellt die Taufe einiger Jünglinge durch den Heiligen dar: Doch ein Meuchelmörder stürmt in die Kirche, um den Priester während der Messe zu erstechen. Eine brutale Hinrichtung, die wie ein Verbrechensbericht dargestellt wird: Caravaggio zieht Sie in diese „Live“-Szene, in den Höhepunkt der Dramatik hinein. Der am Boden liegende, heilige Matthäus versucht vergebens, sich zur Wehr zu setzen, während das Gebrüll des Mörders den Schrei des Messdieners, der verängstigt wegläuft, übertönt. Caravaggio nimmt an diesem Ereignis teil, indem er sich links vom Meuchelmörder in der Figur mit Spitzbart, die der Hinrichtung des Heiligen beiwohnt, porträtiert. Diese Findigkeit verleiht der erzählten Szene, die sich in der Gegenwart und nicht in weit entfernter Vergangenheit abzuspielen scheint, einen ungestümen Realismus.
Gehen Sie nun zum anderen Gemälde über, der Berufung des Heiligen Matthäus. Caravaggio verewigt den Moment, in dem der Zöllner von Christus aufgefordert wird, sein Jünger zu werden. Ein von rechts eindringender Lichtstrahl projiziert auf die abgebröckelte Wand die Richtung, der der Blick des Betrachters folgen soll, beginnend bei der einladenden Geste Christus bis zu der überraschten von Gebärde von Matthäus, der mit dem Finger fragend auf sich zeigt. Wie Sie sehen können, dominiert das Licht die Szene und unterteilt sie in zwei Abschnitte: der untere, im Halbschatten liegende mit den Figuren und der obere Bereich, der von dem durch das Fenster eindringenden Licht erhellt wird.
Und nun schauen Sie sich die neue Variante des Gemäldes Matthäus mit dem Engel an, die Caravaggio im Jahr 1602 schuf. Auch wenn hier die Heftigkeit der ersten Variante abgeschwächt ist, verzichtet der Maler nicht auf die ungezwungene Haltung des Heiligen. Und dennoch schauen Sie, wie intensiv dieser stillschweigende Dialog zwischen dem Engel und dem Heiligen ist, der gerade diesem tiefgründigen Blickaustausch die Inspiration zu entnehmen scheint, für das, was er in sein Evangelium schreiben wird.
NEBENBEI: Caravaggio war für seinen schwierigen Charakter bekannt. Der Bursche einer Taverne brachte ihm einmal einen Teller mit Artischocken, von denen einige in Öl und andere in Butter gebraten waren. Als der Maler sich beschwerte, antwortete der Bursche, dass er nur an ihnen riechen müsse, um sie zu unterscheiden. Da brach die Hölle los: Caravaggio warf ihm den Teller nach und jagte ihn durch die ganze Taverne mit gezogenem Schwert!