Und nun werde ich Ihnen die Geschichte der Basilika erzählen, die von den größten Architekten des 16. und 17. Jahrhunderts handelt. Es war der Architekt Donato Bramante aus den Marken, der von Papst Julius II. zum Vorsteher der päpstlichen Fabriken ernannt wurde und der im frühen 16. Jahrhundert das gigantische Gebäude der neuen Basilika des Heiligen Petrus entwarf: Das Projekt sah ein Bauwerk mit quadratischem Grundriss vor, einen riesigen zentralen Raum, der von einer Kuppel mit 40 Metern Durchmesser überdacht war. Bramante lässt die alte frühchristliche Kirche bis auf die Grundmauern niederreißen und setzt die kolossalen Pfeiler ein, die später als wichtigste Trägerstrukturen beibehalten werden.
Papst Julius II. beschloss, unter der Kuppel der neuen Basilika, sein eigenes großes Grabmal zu platzieren. Hierfür lässt er Michelangelo nach Rom kommen. Nachdem die Arbeit für die Bemalung der die Decke in der Sixtinischen Kapelle unterbrochen wurde, fährt Michelangelo fort, das Monument umzugestalten, zu verschieben und zu reduzieren: Es wird erst vierzig Jahre später fertiggestellt und heute können Sie es an der rechten Wand der Kirche Sankt Peter in den Ketten sehen. Die einzige erhaltenen Skulptur des ursprünglichen Projekts ist der Moses, der als ideales Portrait des Papstes konzipiert war.
Die Arbeiten werden durch den Tod Bramantes und die Plünderung Roms von 1527 verlangsamt und erst mit dem neuen Papst Paul III. Farnese wiederaufgenommen, der Michelangelo beauftragt, die Struktur von Bramante fortzusetzen und weiterzuentwickeln. Vor allem ist es aber seine Hauptaufgabe, die Kuppel zu realisieren, den wichtigsten Teil der neuen Basilika.
Nach dem Tod von Michelangelo war jedoch nur die Basis der Kuppel fertiggestellt, umgeben von Säulenpaaren, die sich mit 14 großen Fenstern abwechseln. Es war der lombardische Architekt Giacomo della Porta, der sie erst etwa dreißig Jahre später vollendete.
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurden die Kirchenschiffe verlängert und die Basilika, die Bramante und Michelangelo mit einem quadratischen Grundriss konzipiert hatten, erhielt die Form eines Kreuzes.
Sie müssen berücksichtigen, dass die immense Basilika bei ihrer Weihe noch auf einer ausgedehnten Esplanade stand, in deren Zentrum ganz einsam der ägyptische Obelisk in die Höhe ragte; und im Innern muss sie riesig, aber schmucklos gewesen sein, fast wie eine Abfolge von leeren Räumen. Nur den Maßnahmen von Bernini ist es zu verdanken, dass die Basilika und der Platz sich in die spektakuläre Kulisse für die Feierlichkeiten der katholischen Kirche verwandelte.
NEBENBEI: Papst Urban VIII. unterstützte den Architekten Bernini, indem er ihn mit sehr vielen Arbeiten beauftragte. Die beiden speisten jeden Sonntag zusammen. Die Römer sagten spöttisch: „Wenn Gianlorenzo ihn nicht zudeckt, kann der Papst nicht schlafen“!