In der oberen Etage des Carignano-Palastes können Sie das Nationalmuseum des Risorgimento besuchen. Hier können sie in perfekter Harmonie zwischen Räumen und historischen Relikten die Etappen der langen und beschwerlichen Reise zur nationalen Einigung Italiens nachverfolgen. Das Herzstück der Ausstellung sind die mittleren Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts, aber der Überblick geht vom 18. Jahrhundert bis zu den Weltkriegen des 20. Jahrhunderts.
Sie müssen wissen, dass die Mitglieder des Hauptarms der Familie Savoyen den Carignano-Palast als das wahre „Zuhause“ der Familie betrachtete, während der Königspalast, der nie wirklich fertiggestellt wurde, eher die offizielle Residenz und der Ort für Empfänge war.
Karl Albert, der im Jahr 1798 eben im Carignano-Palast geboren wurde und über dreißig Jahren darin wohnte, beschloss, ihn zu einem Symbol für das politische Programm des Hauses Savoyen zu machen: das Erreichen der nationalen Einheit durch die Befreiung der Regionen, die noch unter Fremdherrschaft standen.
Können Sie sich vorstellen, mit wie viel Bewegtheit 22 Jahre später im selben Gebäude sein Sohn Viktor Emanuel II. vor dem Parlament die berühmte Rede hielt, die in dem Satz gipfelte: „Wir sind nicht unempfänglich für die Schmerzensschreie, die aus vielen Teilen Italiens zu uns aufsteigen!“. Dies war der Beginn der entscheidenden Phase der nationalen Unabhängigkeitskriege. Gerade Viktor Emanuel sollte der Erste des Hauses Savoyen werden, der den Titel „König von Italien“ trug.
Der denkwürdigste Ort Ihres Besuches ist vielleicht der große ovale Ballsaal von Guarini, der in eine strenge Halle verwandelt wurde, wo sich zunächst die Abgeordnetenkammer des Königreiches Sardinien und dann das italienische Parlament versammelten. Auf den Sitzen der Präsidentschaft und den Abgeordnetenbänken haben praktisch alle großen Protagonisten des italienischen Risorgimento gesessen. Aber so geschichtsträchtig die Halle nunmehr auch war, sie reichte nicht aus, um die Parlamentarier des Vereinten Italiens aufzunehmen.
Bis zur Fertigstellung der Rückseite des Gebäudes mit dem neuen rechteckigen Saal von 800 Quadratmetern Größe, wurden die Sitzungen des italienischen Parlaments in einem provisorischen Pavillon aus Holz abgehalten, der im Garten aufgestellt worden war.
NEBENBEI: Der Saal der „Italienischen Kammer“ mit den Büsten der vierzehn Präsidenten seit 1848 wurde 1865 fertiggestellt, aber er wurde nie genutzt, denn in der Zwischenzeit war die Funktion der Hauptstadt der Nation nach Florenz verlegt worden.