Wie Sie sehen, befindet sich die Kapelle des Grabtuchs zwischen dem Westflügel des Königspalastes und dem hinteren Teil des Doms und im Vergleich zu seinem Hauptaltar in einer erhöhten Position.
Leider kann die Kapelle im Moment nicht besichtigt werden. Sie wird nämlich seit mehr als zwanzig Jahren restauriert, nachdem sich in einer Nacht ein schreckliches Feuer vom Dachboden des Königspalastes ausbreitete und sie schwer beschädigte. Das gesamte Gebäude wurde vom Rauch geschwärzt.
Das Grabtuch wurde dank einer Maßnahme der Feuerwehrleute gerettet, die es sofort in Sicherheit brachten, wofür sie die Glasvitrine einschlugen, hinter der es aufbewahrt wurde.
Die Kapelle ist eines der extravagantesten Meisterwerke der barocken Architektur in Italien. Sie wurde von Karl Emanuel I. von Savoyen in Auftrag gegeben und ursprünglich war ein normaler kreisförmiger Grundriss vorgesehen, der von einer Kuppel überragt wurde. Aber im Jahr 1668 krempelte der geniale Architekt Guarino Guarini die bisherige Struktur durch den Einbau sechs großer Fenster vollständig um, die sich mit Vorsprüngen in der Wand abwechseln. Eine Reihe von Bögen verbindet die Fensteröffnungen mit den Vorsprüngen, die Spitze der Bögen ist mit der Mitte der Kuppel verbunden und bildet ein Sechseck. Durch die verflochtenen Bögen entsteht eine Art Nest, das bis zur Spitze der Kuppel reicht, wo die Taube des Heiligen Geistes in der Mitte eines zwölfzackigen Sterns erscheint. Zur Aufbewahrung des Heiligen Grabtuchs wurde gegen Ende des 17. Jahrhunderts der große Altar in der Mitte mit der Vitrine aus Silber und Kristallglas realisiert. Ich mache Sie auch auf den Boden aus farbigem Marmor aufmerksam. Er hat geometrische Muster, in denen Sterne aus Bronze eingelegt sind. An den Wänden kann man die Grabmale einiger Angehöriger des Hauses Savoyen sehen.
Wenn man die Kuppel von außerhalb betrachtet, erinnert sie ein wenig an die Architektur des Fernen Ostens: Die gekrümmten Linien schaffen verschiedene halbkreisförmige Öffnungen und vermitteln den Eindruck einer einhüllenden, fast spiralförmigen Bewegung.
NEBENBEI: Guarino Guarini war nicht nur Architekt, sondern auch ein großer Mathematiker. Die Kapelle des Grabtuchs ist eine Variation der Zahl 3 und deren Vielfachen.
Außen sind 6 Fenster, 12 Bögen und 3 Stufen unter der Laterne. Im Innern sind 3 Räume, Säulen in Dreiergruppen und 3 Nischen. Natürlich bezieht sich die Zahl 3 auf die Dreieinigkeit, aber auch auf die Anzahl der Tage der Leiden Christi.