Sie sind nun im mittelalterlichen Weiler im Valentino-Park, der an den Ufern des Pos gebaut ist.
Obwohl die Stadt Turin antiken römischen Ursprungs ist, erlebte sie ihre größte Entwicklung nach der zweiten Hälfte der 16. Jahrhunderts und hat nur wenige Baudenkmäler aus den vorangegangenen Jahrhunderten. Genau diese Lücke wollte man füllen, in dem man am Ende des 19. Jahrhunderts den mittelalterliche Weiler realisierte. Sie müssen nämlich wissen, dass damals in ganz Europa der sogenannte „Historismus“ weit verbreitet war, der in der Restaurierung von Altbauten und neu errichteten Bauwerken „im antiken Stil“ bestand und der durch die Architektur auch die nationale Identität herausstreichen sollte.
Der Weiler ist wie eine Ausstellung charakteristischer regionaler Bauwerke konzipiert, die sorgfältig reproduziert wurden, um einen Weiler von vornehmlich gotischem Aussehen zu simulieren: Die meisten reproduzierten Gebäude gehen auf das 15. Jahrhundert zurück. Vielleicht erscheint Ihnen dieses architektonische Collage heute wie eine „Fälschung“, aber man kann nicht leugnen, dass es in seiner Gesamtheit einen schönen Anblick bildet und ein Spaziergang in den gepflasterten Gassen, die den Weiler durchziehen, und zwischen den Bogengängen, Brunnen und Türmen, ist eine Reise in die Vergangenheit, die durchaus ihren Reiz hat.
Treten Sie durch das Tor unter einem Turm mit der Zugbrücke ein. Nach der Herberge der Pilger kommen Sie in eine Straße mit den Reproduktionen von antiken Häusern aus verschiedenen historischen Städtchen des Piemonts, mit Terrakotta-Fenstern und hier und da ein paar Türmchen. In der Mitte des Weilers ist die Kirche von gotischem Aussehen. Sie wurde durch die Kombination architektonischer und dekorativer Elemente von sieben tatsächlich existierenden Sakralbauten realisiert! Am Ende der Straße kommen sie auf den kleinen Platz mit dem Gasthaus.
Der Bogengang führt hinauf in das spektakulärste Gebäude des Weilers: Die Festung, eine gelungene Kombination von mehreren Burgen des Aostatals und von Monferrato, eine Mischung aus militärischer Strenge und adligen Gefälligkeiten. In den wertvollen Innenräumen können sie auch Reproduktionen von großen Freskenzyklen aus dem 15. Jahrhundert sehen. Unter einer Überdachung stehen einige Kriegsmaschinen und Belagerungsgeräte und gleich dahinter befindet sich ein kleiner Garten mit Heilkräutern und ein Gemüsegarten, der mit alten Anbautechniken angelegt ist.
NEBENBEI: Die LIPU (italienische Liga für Vogelschutz) hat in diesem Weiler einen wertvollen Verbündeten zur Förderung des Nestbaus von Schwalben gefunden. Und es schein zu funktionieren: Man zählt heute fast zwei Dutzend Nester!