San Sebastiano ist wahrscheinlich einer der bedeutendsten Kunstschätze von Venedig!
Möchten Sie endlich in aller Ruhe eine venezianische Sehenswürdigkeit besichtigen, ohne von Massen von Touristen umgeben zu sein? Die Kirche des Heiligen Sebastiano aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wird Sie begeistern. Das Äußere ist ziemlich einfach und lässt absolut nicht auf den außergewöhnlichen Reichtum ihres Inneren schließen. Treten Sie ein, dann werden Sie es sehen.
Paolo Veronese, der transparenteste und feierlichste Maler des Höhepunkts der venezianischen Renaissance, hat diese Kirche ganz allmählich in eine echte Wunderkammer verwandelt. Wenn Sie sich umschauen, sehen Sie, dass er praktisch jeden verfügbaren Platz mit Malerei überzogen hat: Altäre, Orgel, Presbyterium, Decke, Sakristei und Empore. Und ich meine nicht nur Leinwandgemälde: Um den Veronese-Effekt zu vervollständigen, hat er auch die Fresken-Technik verwendet und sich sogar marginalen Bereichen, wie Zierfriesen gewidmet. Wenn Sie einen Vergleich wollen, steht dieser Zyklus von San Sebastiano in nichts dem des Kollegen und Rivalen von Veronese nach, Jacopo Tintoretto in der Scuola di San Rocco.
Damit Sie eine Vorstellung von seinen Bemühungen bekommen, sagen ich Ihnen, dass Veronese den Hauptaltar persönlich entworfen und das Meisterwerk gemalt hat, das sich darüber befindet; an den Seiten hat er hingegen auf zwei großen Leinwänden Szenen aus dem Leben und Martyrium des Heiligen Sebastiano dargestellt.
Ganz besonders sehenswert sind die großen Gemälde mit Szenen aus der Bibel, die in die geschnitzte und vergoldete Decke eingesetzt sind. Sie sollten Sie mit Hilfe eines Spiegels betrachten, damit Sie keinen steifen Hals bekommen! Angeregt durch die Herausforderung an diesem außergewöhnlichen Ort schafft Veronese gewagte Perspektiven, mit großen Pferden, die so aussehen als würden Sie gleich auf Sie herunterfallen, Säulen, die sich in den Himmel zu schrauben scheinen, Balkonen voller gestikulierender Menschen, und alles mit einer starken und reichhaltigen Wirkung und in lebhaften Farben.
NEBENBEI: Veronese liebte diesen Ort so sehr, dass er hier begraben werden wollte. Hinten an der linken Wand finden Sie sein Grab mit einer Steintafel und einer Büste. Manchmal legen Touristen frische Blumen dorthin.