Das Denkmal ist den Gefallenen des Vietnamkrieges gewidmet. In seiner Feinheit und Einfachheit unterscheidet es sich von den anderen Mahnmalen entlang der National Mall. Wie Sie feststellen werden, nimmt man es aus der Distanz kaum wahr. Es symbolisiert an dieser Stelle eine Verletzung des Geländes, als Sinnbild für den großen Schmerz einer gesamten Nation.
Das Denkmal wurde vom chinesischen Architekten Maya Lin entwickelt, der im Alter von nur 21 Jahren die öffentliche Ausschreibung gewann. Am 13. November 1982 wurde es offiziell eingeweiht. Inzwischen gilt es als eines der zehn bedeutendsten Werke der zeitgenössischen Architektur Amerikas.
Wie Sie sehen werden, besteht das Denkmal aus zwei einfachen Wänden von jeweils 75 Meter Länge, die sich in einem Dreieckswinkel treffen. Sie sind aus schwarzem Gabbro, einem vulkanischen Gestein, gearbeitet und auf Spiegelglanz poliert. Eine Seite weist in Richtung Washington Monument, die andere in Richtung Lincoln Memorial. Jede Wand ist in 72 Tafeln unterteilt, davon sind zwei kleine am Ende leer. In die anderen 70 sind die Namen der amerikanischen Soldaten eingraviert, die zum Opfer des Krieges wurden. Die 58.318 Namen sind in zeitlicher Reihenfolge angeordnet, ohne jegliche Unterscheidung nach Dienstgrad oder Alter, von Osten nach Westen, vom ersten Gefallen im Jahr 1959 bis zum letzten im Jahr 1975. Wenn Sie genau hinschauen, werden Sie sehen, dass neben einigen Namen ein Diamant oder ein Kreuz eingemeißelt ist, erstere sind im Gefecht gefallen, während letztere als vermisst gelten.
Rechts sehen Sie in unmittelbarer Nähe die Skulptur Die drei Soldaten. Um die ethnische Vielfalt der amerikanischen Armee zu repräsentieren, sind sie bewusst in unterschiedlichen „Rassen“ dargestellt - ein Weißer, ein Afroamerikaner und ein Lateinamerikaner. Die drei Männer haben ihren Blick zum Mahnmal gerichtet, gerade so, als ob sie die Namen auf den Wänden ehren wollten. Ursprünglich sollte die Skulptur im Scheitelpunkt von Maya Lins Werk stehen, um diesem mehr Festlichkeit zu verleihen. Der Architekt stimmte diesem Vorhaben jedoch nicht zu.
Zum Schluss möchte ich noch folgende Besonderheit erwähnen: Es kann Ihnen passieren, dass Sie jemanden dabei beobachten, wie er ein Stück Papier auf den Namen an der Wand legt und dann mit einem Bleistift abpaust. In diesem Fall handelt es sich wahrscheinlich um einen Familienangehörigen des Gefallenen, der sich von seiner Pilgerreise zum Mahnmal eine Erinnerung an den ihm nahestehenden Menschen mitnehmen möchte.