Ich erzähle Ihnen nun von einem Highlight des Britischen Museums, das Sie sich nicht entgehen lassen dürfen: Es ist die Statue Hoa Hakananai'a aus dem Dorf Orongo auf der Osterinsel, die eines der Meisterwerke der Bildhauerei des Moai-Volkes ist.
Sie wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von der Besatzung des Schiffs HMS Topaze nach England gebracht. Die Übersetzung des Titels ist nicht ganz eindeutig: Er könnte „brechende Welle“ bedeuten oder „derjenige, der die Welle bricht“; oder er könnte sich auch auf einen „verlorenen“ oder „versteckten Freund“ beziehen.
Die Statue wurde in der Nähe eines Hauses an der Südwestspitze der Insel gefunden. Sie stand mit dem Rücken zum Meer und blickte auf einen erloschenen Vulkankrater, aber wahrscheinlich war das nicht ihre ursprüngliche Position.
Schauen Sie sie an: Sie ist über zwei Meter hoch und erhebt sich mächtig aus einem großen dunkelbraunen vulkanischen Tuffblock. Stilistisch ist sie ähnlich wie die anderen Statuen der Osterinsel: eine vortretende Nase, dünne Lippen und ein vorstehendes Kinn. Die starke Vertiefung der Augen lässt die gewölbte Stirn noch stärker hervortreten. Die Ohren sind groß und klar definiert, die Brust wird durch die angedeuteten Brustwarzen betont, die Arme verlaufen an den Seiten und die Hände sind über dem Bauch geschlossen.
Und jetzt gehen Sie um sie herum: Auf der Rückseite sehen Sie, dass sie eine Art Taille hat, die aus drei horizontalen Linien und einem Kreis besteht. Knapp darunter ist das Gesäß nur schwach angedeutet. Die Rückseite des Kopfes und die Schultern sind mit Reliefs verziert, aber wahrscheinlich wurden diese zu einem späteren Zeitpunkt hinzugefügt. Gerade diese Reliefs sind das mysteriöseste an der Skulptur und ihre Bedeutung ist tatsächlich noch unbekannt. Wenn Sie sie aufmerksam betrachten, können Sie zwei Figuren erkennen, halb Mensch, halb Vogel, die einem kleineren fliegenden Tier zur Seite stehen: Sie wurden als Symbol der Verehrung einer Gottheit interpretiert, die teilweise menschlich und teilweise geflügelt ist.
Sie müssen jedoch wissen, dass es auf der Osterinsel etwa tausend ähnliche Skulpturen gibt, aber Hoa Hakananai'a ist wegen der komplizierten und geheimnisvollen Gravuren auf der Rückseite von denen ich Ihnen vorhin erzählt habe besonders interessant.
Leider ist es fast unmöglich die Skulpturen der Osterinsel genau zu datieren. Die Wissenschaftler sind sich heute einig, dass die Produktion dieser Kunstwerke etwa um das Jahr Tausend begonnen hat und fünf oder sechs Jahrhunderte lang fortgesetzt wurde.
NEBENBEI: Unter den Einwohnern der Osterinsel fand jedes Jahr ein ritueller Wettbewerb statt, der darauf basierte, das erste von einer Art Seeschwalbe gelegte Ei einzusammeln. Man musste das Ei finden und schwimmend heil und unversehrt auf die Insel bringen. Der Gewinner wurde bis zum nächsten Jahr als heilig angesehen.