Audio-Guide Länge: 3.11
Autor: STEFANO ZUFFI E DAVIDE TORTORELLA
Deutsch Sprache: Deutsch

Schon allein der William Turner gewidmete Abschnitt würde ausreichen, um Ihren Besuch in der Tate Britain zu rechtfertigen. Turner lebte von 1775 bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts und ist sicherlich einer der faszinierendsten, unabhängigsten und innovativsten Maler vom Beginn der europäischen Romantik, eine zentrale Figur der Kunst und Kultur, dessen Entscheidungen in den Augen der Zeitgenossen oft bizarr und sogar provokativ erschienen.

Seine Malerei ist eine faszinierende Mischung aus Dampf, Wasser, Atmosphäre, klassischen Erinnerungen und Echtzeit-Aufnahmen. Als ein frühreifes und prädestiniertes Genie wurde er im Alter von nur fünfzehn Jahren an der Royal Academy zugelassen, wo er in allen Fächern ausgezeichnete Leistungen erbrachte: Malerei, Aquarell, Zeichnung, Ölgemälde, Topographie und Kupferstich. Er war ein unermüdlicher Wanderer und romantischer Vagabund und genehmigte sich als junger Mann lange Spaziergänge durch die englischen und walisischen Landschaften. Genau wie sein großer Zeitgenosse und Gegner Constable war Turner auf intensive und innigste weise britisch, aber im Gegensatz zu ihm war er immer neugierig auf die ganze Welt und wollte andere Landschaften kennenlernen, weshalb er mehrere Studienreisen in andere Länder unternahm. Auf seiner ersten Reise mit achtundzwanzig Jahren wählte Turner statt der klassischen und mediterranen Routen der Grand Tour den Schnee, die Bergseen und die „erhabenen“ Gipfel der Alpen. Im Jahr 1819 führte ihn seine erste Italienreise nach Venedig, wo er von den Reflexen und Transparenzen der Gewässer, Denkmäler, des Himmel und der Wolken ganz begeistert war. Obwohl er auch Rom und Neapel liebte, faszinierte ihn keine italienische Stadt so sehr wie Venedig und er kehrte viermal dorthin zurück, wobei er immer wieder neue und überraschende Kombinationen von Licht und Farbe, Pinselstrichen und verschwommene Konturen für seine Landschaften und Ansichten fand, die zu diesem Zeitpunkt bereits tausendfach reproduziert worden waren.

In seiner reiferen Zeit erzielte Turner eine außerordentliche Fähigkeit zur Darstellung eines vielfältigen Farbenreichtums und großer Denkmäler, die sich aus den Dämpfen des Himmels und der Geschichte erheben. In jeder Nuance der Wetterphänomene kann man seine außergewöhnlichen Fähigkeiten erkennen: Nebel, Schneefall, Stürme auf dem Meer, Brände, Raureif am Morgen … sogar im für ihn ganz neuen Dampf einer Lokomotive, die im Regen verschwimmt.

 

NEBENBEI: Turner vermachte dem englischen Staat über 300 Gemälde und viele Tausende Zeichnungen und Aquarellen. Aber er stellte eine Bedingung, die ihm auch zugestanden wurde: Die Werke sollten alleine ausgestellt und nicht mit den Werken anderer Künstler vermischt werden. Auch deswegen wurde die Clore Gallery eingerichtet, in der nur Turners Meisterwerke in Rotation ausgestellt werden.

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