Die berühmte Stoa des Attalos ist eine rekonstruierte hellenistische Wandelhalle, die die Athener Agora wie eine monumentale Kulisse abschließt. Zwischen 159 und 148 v. Chr. ließ sie König Attalos II. von Pergamon als Geschenk an die Stadt, in der er ausgebildet worden war, errichten. Was Sie heute sehen, ist eine Rekonstruktion amerikanischer Archäologen, die zwischen 1953 und 1956 gebaut wurde.
Die Stoa war eine in der Athener Architektur weit verbreitete Bauform. In der klassischen Periode befanden sich auf derselben Agora etwa ein halbes Dutzend. Sie schützten vor Sonne und Regen, in ihnen befanden sich Geschäfte und sie waren Treffpunkt, um bei einem Spaziergang über Politik zu diskutieren. Von den ältesten sind leider nur noch wenige erhalten. Unter ihren Arkaden tauschten Philosophen wie Sokrates und Platon ihre Ideen mit ihren Anhängern aus, und hier war es auch, wo Sokrates verurteilt wurde.
Jedoch hatte keine der anderen Arkaden des klassischen Athens derart riesige Dimensionen von 116 Metern Länge, 20 Metern Breite und 13 Metern Höhe mit zwei Stockwerken. Letzteres war typisch für die antike griechische Stadt Pergamon − heute im Nordwesten der Türkei − und die hellenistische Epoche. Für die klassischen Stoas wurden oft dorische und ionische Stilelemente miteinander kombiniert, wie Sie auch hier erkennen können.
Jedes Stockwerk dieses Gebäudes hatte zwei Korridore und einundzwanzig Zimmer, die die westliche Wand flankierten und hauptsächlich als Geschäfte genutzt wurden. Sie können es sich wie eine Art riesigen Markt oder Einkaufszentrum vorstellen. Es florierte bis 267 n. Chr., als es vom germanischen Stamm der Heruler im Zuge der Plünderung Athens zerstört wurde.
Heute beherbergt es das Agora-Museum, das ich Ihnen sehr empfehle, da es mit seinen zahlreichen Exponaten einen umfassenden Einblick in die Geschichte und das Leben dieses Platzes vor 2.500 Jahren ermöglicht. Schauen Sie sich unbedingt die hydraulische Uhr an, ein Instrument mit dem die Redezeit der Politiker − die nicht weniger redselig waren als die heutigen − gemessen wurde, und die Ostraka, die Terrakottascherben, die auch für das „Scherbengericht“ verwendet wurden und auf denen die Mitglieder des obersten Gerichtes die Namen der Bürger eingravierten, die sie ins Exil schickten.
Und noch eine Kuriosität: Auch Eumenes II., Bruder des Attalos II., ließ in Athen in der Nähe des Dionysius-Tempels am Hang der Akropolis eine ähnliche Stoa errichten, die jedoch ebenfalls zerstört wurde.