Der Kritios-Knabe ist eines der größten Meisterwerke der griechischen Bildhauerei und eines der wichtigsten im Museum. Es steht beispielhaft für die kunsthistorische Übergangszeit von der spätarchaischen zur frühklassischen Periode und zeigt den strengen Stil: das glückliche Lächeln, das die Gesichter der Werke des Archaismus kennzeichnete, ist tatsächlich verschwunden, um durch ein Gefühl des Bewusstseins und auch des größeren Realismus ersetzt zu werden.
Die 86 cm hohe Marmorstatue wurde um 480 v. Chr. geschaffen. Die Frisur des Epheben, so nannte man im antiken Griechenland allgemein einen jungen Mann unmittelbar nach der Pubertät, mit seinen kurzen Haaren, die wahrscheinlich um einen auf den Schläfen sitzenden Metallring drapiert sind, deutet darauf hin, dass die Statue einen Gott oder Heroen darstellt.
Im antiken Griechenland war es üblich, nackte Knaben in einer Vorwärtsbewegung darzustellen, wie man an der Position seiner Beine erkennen kann. Diese Art der Statuen wurden Kouros genannt und bezeichneten die Skulptur eines jungen Mannes in der griechischen Kunst der Archaik. In diesem Raum können Sie noch weitere Statuen aus verschiedenen Epochen sehen.
Der Kouros wurde immer nackt dargestellt, denn männliche Nacktheit war kein Tabu, selbst Sportler traten zu Wettkämpfen nackt an.
Sie finden auch Statuen von Mädchen, Kore genannt, die stattdessen immer bekleidet und unbeweglich dargestellt wurden, weil in gewisser Weise der Mann die Handlung darstellte, während die Frau die ursprüngliche Energie und Reinheit verkörperte.
Die bedeutendste Statue eines jungen Mädchens ist die „Kore mit Peplos“, benannt nach einer typischen Frauenbekleidung im antiken Griechenland. Es ist ein wahres Meisterwerk der archaischen Skulpturkunst; einfach und essentiell in seiner feierlichen Präsenz zeigt es noch Spuren der lebendigen Originalfarbe. Der untere Teil unterstützt die Büste harmonisch. Schauen Sie, wie sich nach der Unterbrechung durch den Gürtel die unschuldige Brustpartie entfaltet und die Figur in dem frischen Gesicht der Jugend ihre Krönung findet. Eingerahmt von langen Locken posiert sie mit einem „glücklichen“ archaischen Lächeln.
Auch die anderen Kore-Statuen in diesem Raum sind anmutig, hell und angenehm anzuschauen. Sie bestechen durch farbenreiche, detailreiche Ausführungen, wobei ihr Lächeln manchmal zu verführerisch scheint. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem äußeren Erscheinungsbild, verstärkt durch die edle Farbe. Oft sind die Brüste besonders markant und das Haupt mit Zöpfen verziert. Wir können wohl davon ausgehen, dass die erste Kore ein den Göttern gewidmetes Werk war, während die anderen dem Vergnügen der Menschen dienen sollten.
Und noch eine Kuriosität: Der originale Kopf des Epheben wurde erst Jahre nach dem Korpus gefunden und ersetzte dann jenen, den man diesem zuvor fälschlicherweise zugeordnet hatte.