Die Kirche Santa Chiara, die auf einem früheren Gebäude aus dem 15. Jh. erbaut wurde, ist ein weiteres faszinierendes Beispiel für die barocke Architektur von Lecce.
Sie wurde zwischen 1687 und 1691 von dem Architekten Giuseppe Cino aus Lecce, Erbauer vieler interessantester Gebäude der Stadt − einschließlich des Palazzo del Seminario auf der Piazza del Duomo – wieder aufgebaut.
Diesmal führte der Architekt jedoch eine bemerkenswerte Innovation ein. Wenn Sie sich die Fassade genau anschauen, werden Sie feststellen, dass sie, wie fast alle Kirchen in Lecce, nicht flach, sondern leicht konvex, d.h. nach außen vorstehend, ist. Es handelte sich hierbei um eine architektonische Entscheidung, die zuvor in Rom von den wichtigsten Protagonisten der Barockarchitektur, wie Bernini und Borromini, erprobt worden war. In Lecce finden wir sie bereits in der Kirche San Matteo, dem Meisterwerk des Architekten Larducci, der damit Cino wahrscheinlich mehr als nur eine Idee für den Bau der neuen Kirche gab.
Die elegante Fassade ist zweigeteilt und um das Hauptportal, die Fenster und Nischen reich verziert. Der obere Teil endet abrupt, aber nur, weil er unvollendet blieb.
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Auch der Innerraum geht auf Cino zurück und nimmt die Struktur von San Matteo auf; es handelt sich um ein einziges Schiff mit achteckigem Grundriss. An den Wänden wechseln sich in mehr oder weniger großen Bögen die Kapellen mit den verschiedenen Altären ab, Beispiele der dekorativen Formensprache des hiesigen Barocks. Einige sind das Werk von Giuseppe Cino. Über den Bögen der Kapellen kann man die Gitter sehen, von denen aus die Nonnen die Messe hören konnten, ohne gesehen zu werden. Wenn Sie direkt vom Kloster über den Hintereingang der Kirche eintreten, treffen Sie auf das MUST, das Historische Museum von Lecce, dessen Besuch Ihnen empfehle.
Beachten Sie das Presbyterium, das durch einen monumentalen Hochaltar besticht, der reich an architektonischen Elementen und mit zwei Säulen verziert ist, die wirklich wunderschön verschlungen sind. Im Inneren befindet sich in der zentralen Nische die Statue der Heiligen Klara von Assisi, der die Kirche geweiht ist.
Ich verabschiede mich mit folgender Kuriosität von Ihnen: Die Zwischendecke der Kirche wurde 1738 aus Kostengründen komplett aus Pappmaché − jedoch in Anlehnung an die viel teureren Holzdecken − gebaut.