PIAZZA SANT'ORONZO

Zweiter Teil

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Audio-Guide Länge: 2:42
Deutsch Sprache: Deutsch
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Linkerhand von Il Sedile wurde 1938 der Platz teilweise ausgehoben, um einen Teil des römischen Amphitheaters ans Licht zu bringen, das zwischen dem ersten und zweiten Jahrhundert n. Chr. erbaut worden war. Glücklicherweise wurde es 1901 in einem gegen Ende des 16. Jahrhunderts bebauten Gebiet entdeckt.

Das Amphitheater maß 102 mal 83 Meter und bot Platz für rund 20.000 Zuschauer. Ursprünglich erstreckte es sich mit spektakulärer Größe über mehrere Etagen − wie das Kolosseum. Acht Meter unter dem aktuellen Bodenniveau befindet sich die Arena, der zentrale, mit Sand bedeckte Raum für Darbietungen, insbesondere Gladiatorenkämpfe.  

Das Amphitheater, teils direkt in den Tuffstein gegraben, teils auf stabilen Bögen erbaut, ist fast vollständig verschwunden. Der heute noch sichtbare Teil ist das Ergebnis von Restaurierungsarbeiten. Die Zuschauer strömten über die Galerien unter den Steintreppen, die „Vomitorien“, herein und gelangten so auf die Sitzreihen.

Vor dem Amphitheater sehen Sie die schöne und wohlgeordnete Fassade der Kirche Santa Maria delle Grazie, die um 1590 von Michele Coluzio erbaut wurde. Im Vergleich zu anderen Kirchen in Lecce fallen hier keine typischen plastischen Verzierungen auf. Die Kirche ist in der Tat ein Beispiel für eine dem lokalen Geschmack fremde Architektur, charakteristisch für eine Zeit, in der die Kirche von Rom versuchte, ihre kulturellen Vorstellungen in Apulien durchzusetzen.

Schließlich möchte ich Sie auf die Fassade der Banco di Napoli aufmerksam machen, auf der man die Zeit an der fabelhaften Uhr der Wunder ablesen kann, die 1955 von Francesco Barbieri aus Bronze gefertigt wurde. Sie ist fast zehn Meter hoch und gilt weltweit als die größte ihrer Art.

 

Und noch eine Kuriosität: Die Einwohner von Lecce versuchten stets, das 1953 von Giuseppe Nicolardi geschaffene Mosaik des Wolfes, das man in der Mitte des Platzes sehen kann, nicht mit Füßen zu treten. Im Laufe der Zeit war das Werk jedoch immer weiter verfallen und die Touristen hatten die schlechte Angewohnheit entwickelt, Steine als Souvenirs mitzunehmen.

Im Sommer 2017 schließlich wurde das Mosaik restauriert und sein inzwischen einundneunzigjähriger Schöpfer war zutiefst bewegt und erzählte, wie er ursprünglich aus den Steinbrüchen nördlich von Lecce oder von den Seeklippen des Meeres einen Stein nach dem anderen ausgewählt und bearbeitet hatte.

 

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