Das Gebäude entstand zwischen 1905 und 1912 anstelle zwischenzeitlich verwahrloster Gebäude, darunter auch der Anfang des 19. Jahrhunderts abgerissene ehemalige Königshof, in dem zwischen 1383 und 1485 die Könige residierten. Der vorzügliche Jugendstilbau ist ein Ort der Kultur und Unterhaltung mit Restaurants, Theatern sowie Spiel- und Versammlungsräumen. Er ist zugleich die böhmische Interpretation des Jugendstils. Sein Name geht auf die von den tschechischen Künstlern verkündete Abkehr von vorhergehenden Stilen zurück.
Es ist daher kein Zufall, dass das Gebäude selbst und seine Verzierungen ein Gemeinschaftswerk der besten böhmischen Künstler jener Zeit sind. Unter ihnen war auch der großartige Alfons Mucha, Schöpfer der Gemälde in der Eingangshalle und im „Bürgermeistersaal“. Das allegorische Mosaik Huldigung an Prag im Rundbogen über dem Portal ist hingegen ein Werk von Karel Spillar.
Das Gemeindehaus fasziniert durch eine enorme Materialien- und Farbvielfalt: Seine Deckenfresken, Verglasungen, Fliesen- und Mosaikkreationen sowie die antike Möblierung finden ihren Höhepunkt in dem grandiosen Smetana-Saal. Dieser dem großartigen böhmischen Komponisten gewidmete Saal ist Austragungsort für Konzerte und kulturelle Veranstaltungen. Hier fand 1989 auch das erste Treffen zwischen Václav Havel und Vertretern der kommunistischen Regierung statt.
Das Gemeindehaus befindet sich neben dem wuchtigen Pulverturm. Letzterer ist jedoch nicht mit jenem auf der Prager Burg zu verwechseln, in dem Rudolf II. sein eigenes Labor für Alchemie gehabt haben soll.
Das monumentale Bauwerk erinnert an einen festlichen Triumphbogen als Haupteingangsportal. Während der preußischen Belagerung im Jahr 1757 wurde es zur Hälfte zerstört und anschließend für die Lagerung von Sprengstoff genutzt. Im 19. Jh. wurde es mit ergänzenden Restaurierungen wiederaufgebaut. Von der Aussichtsterrasse können Sie einen Panoramablick auf die Altstadt genießen.
Ich verabschiede mich mit folgender Kuriosität von Ihnen: Das Prager Gemeindehaus war zum Zeitpunkt seiner Einweihung mit hochmoderner Technik ausgestattet: 28 elektrische und hydraulische Aufzüge, ein Belüftungssystem mit Remote Control, Rohrpost, eine moderne Telefonzentrale und eine mit einer Eismaschine und einer Kühlkammer ausgestattete Küche.