Um die Schönheit der Piazza Duomo in vollen Zügen genießen zu können, schlage ich vor, dass Sie sich in die Mitte stellen, neben den Brunnen, auf dessen Spitze die Figur des Neptun steht. Diese Statue ist eigentlich eine Kopie der ursprünglichen Bronzeskulptur des Künstlers Stefano Salterio aus dem 18. Jh., die sich heute im Innenhof des Palazzo Thun befindet. Unter der Statue beleben Molche, Meerjungfrauen, Delfine und Seepferdchen das Barockdenkmal, das Antonio Giongo im 18. Jh. entwarf.
Seitlich des Platzes, in der Nähe des Glockenturms des Doms, sehen Sie die malerischen Holzbalkone des Gebäudes mit der Hausnummer 24. Es handelt sich um das elegante Balduini-Haus, ein gotisches Gebäude mit Fresken aus dem 15. Jh., die leider schon ziemlich verblasst sind. Etwas weiter, an der Ecke der Via Cavour, befindet sich eine Gedenktafel für den Politiker und Patrioten Cesare Battisti, der hier 1875 geboren wurde, als Trient noch Teil des österreichischen Reiches war. Sie müssen wissen, dass Cesare Battisti Parlamentsabgeordneter in Wien war, und im Ersten Weltkrieg bei den italienischen Alpini (den Gebirgsjägern) kämpfte, wofür er später von den Österreichern als Verräter gehängt wurde.
Setzen Sie Ihren Spaziergang gegenüber den charakteristischen Arkaden fort bis zu Gebäuden mit den malerischen Fassaden an der Ecke der Via Belenzani, den Palästen Cazuffi-Rella. Die Fresken wurden um 1530 von dem dort lebenden Maler Marcello Fogolino geschaffen. Sie beleben die beiden Gebäude mit einem originellen Farbenspiel, das sich in dem einen Fall aus der Verwendung von Hell-Dunkel und im anderen durch lebendige Farben ergibt. Auf ihren Fassaden sehen Sie mythologische Ungeheuer wie Gerion, leicht erkennbar im zweiten Stock des ersten Hauses von links, mit dem Kopf einer Frau und dem Körper einer Schlange. Dargestellt sind auch Diana und andere römische Gottheiten, zusammen mit weiteren symbolischen Figuren von ebenso zarter Schönheit wie der kleine Adlerbrunnen (Fontana dell‘Aquila) aus dem 19. Jh. vor dem Haus auf der linken Seite.
Und noch eine Kuriosität: Wenn Sie sich fragen, warum in einer Alpenstadt der wichtigste Brunnen dem Gott der Meere gewidmet ist, müssen Sie wissen, dass er eigentlich eine Hommage an den Wasserreichtum ist, den die Stadt dank der vielen Bäche genießt.