Kornfeld mit Krähen ist das Meisterwerk, mit dem normalerweise ein Besuch im Van Gogh Museums endet. Es ist das eigentliche künstlerische Testament und das dramatischste Werk des Malers, der in diesem Feld wenige Monate nach seiner Fertigstellung einen tödlichen Revolverschuss in seine Brust abgab. Noch immer wird darüber diskutiert, ob er sich wirklich umbringen wollte.
Die Natur und die Landschaft sind deformiert, aufgeregt und voller Omen wie die düster schwarzen Krähen am Himmel, die mit wenigen Pinselstrichen dargestellt sind. Van Gogh mischte die Farben nicht auf der Palette. Jeder Pinselstrich ist ein starkes und erkennbares Zeichen, das eine deutliche Farbspur hinterlässt. Das leuchtende Gelb des Weizens kontrastiert mit dem Braun des Bodens und dem dunklen Blau des Himmels, gerade so, als ob jedes Element mit den anderen kämpft.
Das Gemälde entstand 1890 in Auvers-sur-Oise, einer kleinen Landstadt dreißig Kilometer von Paris entfernt, wo van Gogh auf eigenen Wunsch von einem Spezialisten für Geisteskrankheiten, Dr. Gachet, unterstützt wurde. In den letzten zwei Monaten seines Lebens malte van Gogh im Bewusstsein seines baldigen Endes mit verzweifelter Raserei; aber anstatt seine Ängste zu besänftigen, verschlimmerte die Malerei seine Anspannung.
Am Abend des 27. Juli 1890 kehrte van Gogh mit einer durch einen selbstausgelösten Schuss verursachten Brustverletzung von den Feldern zurück; offenbar war diese nicht so ernst, da er es noch schaffte, zu Fuß nachhause zu gehen. Der genaue Grund für diesen Vorfall ist nicht bekannt.
Sein Bruder Theo kam ihm sofort aus Paris zu Hilfe und versorgte ihn am 28. Juli den ganzen Tag, aber in der darauffolgenden Nacht verstarb er im Alter von 37 Jahren. Zu seiner Beerdigung erschienen um den mit Sonnenblumen bedeckten Sarg nur wenige Freunde, darunter der Maler Lucien Pissarro und seine Familie.
Und noch eine Kuriosität: Sie müssen wissen, dass nur sechs Monate nach Vincent auch sein Bruder Theo verstarb. Beide sind nebeneinander auf dem kleinen Friedhof in Auvers begraben. Die Gräber sind mit Efeu bedeckt, der aus einem Zweig aus dem Garten von Dr. Gachet stammt.