Für eine vollständige Besichtigung des Komplexes von San Francisco el Grande können Sie an einer Führung in Spanisch teilnehmen. Sie dauert fast eine Stunde und schließt die Besichtigung der Sakristei, des Kapitelsaals (in dem sich einst die Mönche trafen) und der Pinakothek ein. In der Pinakothek wird eine große Anzahl wunderbarer Kunstwerke aufbewahrt, das Ergebnis einer nationalen Kampagne im neunzehnten Jahrhundert, die von einem Politiker ins Leben gerufen wurde, der hierfür eine riesige Menge an öffentlichen Mitteln investierte.
Die Besichtigung führt durch monumentale Räume und Zimmer voller Charme. In der Sakristei und in den Korridoren hinter der Kirche können Sie die Kunstsammlung besichtigen: Sie besteht aus 51 Gemälden von den führenden Exponenten des spanischen und italienischen Barocks, darunter Francisco Zurbarán und Luca Giordano, einige davon wurden an das Museum del Prado abgegeben.
Es wird Sie sicherlich interessieren, dass die Kirche im Laufe der Zeit auch als Krankenhaus, Kaserne und sogar als nationaler Pantheon diente, in dem die sterblichen Überreste illustrer Persönlichkeiten der spanischen Geschichte aufbewahrt wurden. Unter diesen sind der Dramatiker Calderón de la Barca, der Dichter Francisco de Quevedo und sogar der verhinderte Architekt der Kirche, Ventura Rodríguez, den ich in der vorherigen Präsentation erwähnte. Vor 250 Jahren wurde hier auch der große venezianischen Maler Giovan Battista Tiepolo begraben, der nämlich in Madrid gestorben war, aber leider ist seine Grabstätte heute nicht mehr bekannt.
Wenn Sie nach Besichtigung der Kirche noch etwas Zeit haben, dann werfen Sie doch einen Blick in die nahegelegene Kapelle des Cristo de los Dolores im Stil des Barock, die von den Madrilenen „San Francisquín“ genannt wird.
NEBENBEI: Unter den in der Pinakothek ausgestellten Werken werden sie auch eines mit dem Titel Jesus und die Samariterin finden: Es wurde von Artemisia Gentileschi gemalt, die man sicherlich als die berühmteste Malerin des siebzehnten Jahrhunderts bezeichnen kann. Artemisia wollte sich als unabhängige Künstlerin etablieren und nicht einfach nur als die Ehefrau von irgendeinem Mann; deshalb wurde sie zur Symbolfigur der Feministinnen und es gibt zahlreiche Romane über sie.