Und jetzt können Sie sich endlich dem Thyssen-Museum widmen, das zusammen mit dem Centro Reina Sofia und dem Prado das sogenannte „Goldene Dreieck“ der großen Museen von Madrid darstellt, die sich alle innerhalb kurzer Entfernung voneinander befinden.
Die außergewöhnliche Privatsammlung des Barons Heinrich Thyssen-Bornemisza, dem deutschen Stahlmagnaten, wurde durch Käufe seines Sohnes Hans und seiner Schwiegertochter Carmen noch erweitert und bereichert und ist heute eine der eindrucksvollsten privaten Kunstsammlungen der Welt, an zweiter Stelle gleich nach derjenigen der königlichen Familie von England. Sie wurde in den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts begonnen und besteht aus mehr als 1.300 Werken; anfangs war sie nur den alten Meistern gewidmet, man begann aber nach und nach sich auch den Malern vom Beginn des 20. Jahrhunderts zu öffnen und später auch den Künstlern der jüngeren Zeit.
Wenn Sie nicht mehr ganz jung sind, hatten Sie vielleicht die Gelegenheit, die Thyssen-Sammlung in der Schweiz zu besichtigen, als Sie noch in der reizenden Villa Favorita in der Nähe von Lugano ausgestellt war. Aber der Einfluss seiner Frau Carmen, einer gebürtigen Spanierin, überzeugte Hans Thyssen, seine Schätze nach Madrid zu verlegen. Der Adelspalast von Villahermosa wurde unter gewissenhafter Aufsicht von Carmen Thyssen meisterlich renoviert, die persönlich die einzigartige lachsrosa Farbe der Wände gewählt hat.
Der ältere Teil der Gemäldesammlung von etwa 700 Bildern aus dem 13. bis 18. Jahrhundert wurde vom spanischen Staat erworben und nach dem Ableben des Barons (im Jahr 2002) hat Carmen auch ihre persönliche Sammlung an moderner Kunst abgegeben. Das Museum ist ein lebendiges kulturelles Zentrum, das ein dichtes Programm von Wechselausstellungen und Veranstaltungen bietet, die auf sehr unterschiedliche Zielgruppen ausgerichtet sind.
Bei der Besichtigung können Sie alte Werke von italienischen, spanischen, deutschen, französischen und flämischen Meistern sehen, während die Abteilung für moderne Kunst außer den bedeutenden Eckpfeilern der europäischen Avantgarde auch eine unerwartete Öffnung gegenüber amerikanischen Künstlern aus dem neunzehnten Jahrhundert beweist, vom Realismus des 19. Jahrhunderts bis zur Pop Art.
NEBENBEI: Carmen Cervera, die Seele der Thyssen-Bornemisza-Sammlung, hat ein sehr glamouröses Leben hinter sich. Im Jahr 1961 war sie Miss Spanien, danach war sie in verschiedenen Filmen zu sehen und vor dem Baron von Thyssen war sie mit einem der berühmtesten Tarzan-Darsteller verheiratet gewesen, mit dem Schauspieler Lex Barker. Heute ist sie die Nummer Sieben der reichsten Frauen in Spanien.