Die Hauptfassade der Hofburg ist ein auffälliges, eindrucksvolles architektonisches und dekoratives Ensemble, das in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts in einem überschwänglichen neobarocken Stil geschaffen wurde.
Wie eine echte Theaterkulisse ist die von einer Kuppel gekrönte Fassade in einem Halbkreis angeordnet, der eine ganze Seite des pulsierenden Michaelerplatzes umschließt. An den Enden der Fassade sehen Sie zwei Brunnen mit Statuen, die die „Herrschaft über Land und Meer“ des Habsburgerreiches darstellen.
Die Piazza, in deren Untergrund archäologische Überreste des antiken Vindobona, dem Wien der Römer, gefunden wurden, ist nach der historischen Kirche St. Michael benannt, die aus dem Mittelalter stammt. Obwohl die Kirche im Laufe der Zeit viele Veränderungen erfahren hat, sind im Inneren noch einige romanische und gotische Elemente erhalten geblieben, die durch die jüngsten Restaurierungsarbeiten hervorgehoben wurden. Unter der Kirche befinden sich die unterirdischen Räume, die Michaelergruft, die zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert als Begräbnisstätte für Adelige und Würdenträger des kaiserlichen Hofes genutzt wurde.
Die Stadtkulisse des Platzes ist überwiegend vom eklektischen und monumentalen Stil geprägt, den Kaiser Franz Joseph so liebte, mit prachtvollen, reich verzierten Palästen und historischen Treffpunkten wie dem Café Griensteidl, das von Schriftstellern und Intellektuellen an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert besucht wurde.
Eine berühmte Ausnahme ist das Looshaus. Es ist eines der berühmtesten und umstrittensten Privatgebäude der Stadt, das 1910 von Adolf Loos als Geschäfts- und Mehrzweckgebäude erbaut und später in eine Bank umgewandelt wurde. Die Architektur ist geradlinig, funktional und sehr einfach und steht im krassen Gegensatz zu dem pompösen eklektischen Stil, der sie umgibt. Der Kaiser fand dieses „Haus ohne Augenbrauen“, wie er es zu nennen pflegte, unerträglich.
Um die hitzige Kontroverse über den unerhörten Mangel an Dekoration an der prächtigen Fassade des kaiserlichen Palastes zum Schweigen zu bringen, griff man zu einem banalen, aber wirksamen Mittel: Töpfe mit Geranien vor den Fenstern!
Ich verabschiede mich mit folgender Kuriosität von Ihnen: Im Inneren des St. Michaelsklosters befindet sich ein kurioses Museum: das Time Travel Vienna. Es handelt sich um einen multimedialen Rundgang, der Sie durch eindrucksvolle interaktive Effekte in weniger als einer Stunde auf eine Reise durch zwei Jahrtausende Stadtgeschichte mit Musik, Denkmälern und Persönlichkeiten mitnimmt.